Jeder kennt es und fast überall auf der Welt ist es etwas vollkommen Normales: Das Feilschen.
Leider ist dieser “Brauch” in Europa und Nordamerika etwas untergegangen und wird nur noch selten praktiziert. Oder haben Sie schon einmal probiert an der Supermarktkasse den Preis zu drücken? Ich verspreche Ihnen, dass das nicht gerne gesehen wird, weder von der Kassiererin noch von den anderen Kunden, die hinter Ihnen warten.
Dabei gibt es immer noch jede Menge Möglichkeiten und Gelegenheiten den Preis zu verhandeln. “Frechheit siegt!” gilt voll und ganz. Wenn Sie nicht nachfragen und es probieren, werden Sie auch keinen Erfolg haben. Freiwillig und von sich aus geht kein Händler mit dem Preis nach unten.
Doch wo lohnt es sich zu feilschen und wo kann man es gleich sein lassen?
An der Supermarktkasse brauchen Sie es gar nicht erst probieren. Die Preise für Lebensmittel sind so knapp berechnet, dass es da nur sehr wenig oder gar kein Spielraum gibt. Und die Kassiererin kann und darf solche Entscheidungen nicht treffen. Und wenn wir ehrlich sind, ist es alles andere als wirtschaftlich 5 Minuten zu verhandeln um die Milch am Ende für 3 Cent weniger zu bekommen.
Eine Ausnahme stellen beschädigte Produkte dar. Eingedrückte Verpackungen oder verbeulte Dosen bekommen Sie in der Regel billiger. Am besten legen Sie die beschädigte Ware nicht zu dem restlichen Einkauf auf das Band, sondern fragen vorher nach, ob Sie das Produkt günstiger bekommen können.
Nur in den seltensten Fällen wird man Ihnen einen Preisnachlass verweigern. So können Sie also auch Lebensmittel bis zu 50% billiger bekommen. Schließlich ist ja nur die Verpackung beschädigt und der Inhalt ist vollkommen unberührt.
Aber wirklich viel bringt das auch nicht: Man spart vielleicht ein paar Euro pro Einkauf, aber den wirklich dicken Fisch fangen Sie mit dieser Methode nicht.
Doch wo kann man den Preis am besten drücken und wo spart man am meisten?
Eigentlich liegt die Antwort auf der Hand. Natürlich bei den teuren Produkten. Bei Autos, Immobilien aber auch bei Fernseher und bei Handwerkern. Da wo die Rechnung hoch ist, können Sie auch das meiste Geld einsparen. Das leuchtet ein, denn beim Wocheneinkauf können Sie keine 3000 Euro sparen. Beim Autokauf ist so etwas durchaus möglich, vom Hauskauf ganz zu schweigen.
Doch freiwillig geben die Händler nichts her, deswegen muss man sich an einige Grundlagen halten:
Konkurrenzpreis: Wenn es das gleiche Auto oder den gleiche Fernseher bei einem anderen Händler günstiger gibt, steht der Verkäufer unter Druck und schraubt den Preis nicht selten nach unten. Für Sie als Kunde heißt das, dass Sie sich vorher erkundigen müssen, wie teuer die Produkte bei der Konkurrenz sind. Ich würde dafür Google bemühen. Es lohnt sich auf jeden Fall! Halten Sie sich dabei an Händler und Geschäfte in der Wirklichkeit. Wenn Sie bei Saturn oder Media Markt mit Angeboten aus dem Internet argumentieren, geht der Verkäufer nicht darauf ein.
Schwächen ansprechen: Dieser Punkt gilt besonders für den Haus- und Autokauf. Sprechen Sie die Nachteile des Autos oder der Immobilie offen an und warten Sie auf Reaktionen. Beim Auto können Sie zum Beispiel mit dem hohen Benzinverbrauch, mit dem hohen Schadstoffausstoß und so weiter argumentieren. Bei Gebrauchtwagen steigt die Liste erheblich. Sprechen Sie wirklich jeden Mängel an: Beulen, Kratzer, abgefahrene Reifen, hoher Kilometerstand, Alter usw.
Das Gleiche gilt beim Hauskauf: Nehmen Sie sich am besten einen Freund zur Unterstützung mit (empfehle ich auch beim Autokauf) und zählen Sie schonungslos alle Mängel auf: Schlechte Lage, Lärm, zu kleine/große Zimmer, fehlende Küche, zu wenig Licht usw.
Seien Sie ein (fast) anstrengender Kunde!
Extras/Service: Gucken Sie nicht nur auf das Geld, sondern variieren Sie ein wenig. Wenn der Handwerker, der eine neue Treppe liefert und einbaut nicht mit dem Preis runter gehen will, dann streicht er sie vielleicht aber noch. Wenn er pro angefangene Stunde bezahlt wird, würde ich ihn auf keinen Fall nach 6 Stunden und 10 Minuten gehen lassen. Sie haben im Haushalt bestimmt noch etwas zu reparieren. Und wenn Sie die ganze Stunde bezahlen, kann er auch die ganze Stunde arbeiten. Bei Handwerkern sollten Sie aber immer vorher verhandeln, bevor er die Arbeit erledigt.
Service und Extras bieten auch Autohändler und Immobilienmakler. Wenn der Händler nicht mehr mit dem Preis runtergehen möchte oder kann, dann gibt er aber vielleicht noch ein Satz Winterreifen dazu oder vielleicht wird das Haus noch renoviert? Seien Sie kreativ!
Auch Märkte wie Saturn oder IKEA sind oft verhandlungsbereit, wenn es um die Lieferung und den Aufbau geht. Fragen Sie einfach mal nach und bleiben Sie hartnäckig.
Flexibel bleiben: Manchmal kann der Händler am Preis einfach nichts mehr machen. Fixieren Sie sich nicht zu stark auf ein bestimmtes Produkt. Lassen Sie dem Händler auch Luft um ein Angebot zu machen. Vielleicht hat er das gleiche Auto für einen günstigeren Preis in einer anderen Farbe.
Zappeln lassen: Lassen Sie den Verkäufer zappeln. Er soll nicht merken, dass Ihnen das Angebot so gut gefällt. Seien Sie schwierig und meckern sie herum. Wenn der Händler merkt, dass Sie in Wirklichkeit begeistert sind und sich schon lange entschieden haben, wird er nicht mehr mit sich verhandeln lassen. Lassen Sie sich also Zeit und entscheiden Sie sich nicht zu früh. Und wenn Sie sich entschieden haben, zeigen Sie es nicht offen. Wenn Sie den Händler ein paar Tage zappeln lassen, geht er oft noch mit dem Preis nach unten. Probieren Sie es einfach mal aus.
Locker bleiben: Sehen Sie das ganze als Spiel an. Versteifen Sie sich nicht zu sehr auf einen bestimmten Preis. Was wäre denn das Schlimmste, das passieren könnte? Sie müssten den regulären Preis zahlen – so wie alle anderen auch. Es ist also überhaupt nicht schlimm, wenn Sie ein paar mal abblitzen. Seien Sie mutig und probieren es immer wieder! So können Sie bei großen Anschaffungen bis zu 50% sparen.