Es gibt mehrere Gründe, warum es sinnvoll sein kann Optionsscheine zu handeln.
Doch welche Gründe sprechen für den Optionsscheinhandel? Schließlich sind Optionsscheine riskant und viele Anleger haben bereits durch den Kauf von Optionsscheinen Geld verloren!
In diesem Artikel werde ich dir zeigen, wie du Optionsscheine sinnvoll einsetzen kannst bzw. wie Optionsscheine von anderen Marktteilnehmern eingesetzt werden. Dadurch wirst auch du für den Handel mit Optionsscheinen sensibilisiert.
Inhaltsverzeichnis
Spekulation
Mit Optionsscheinen wird spekulativ orientierten Anlegern ein breites Spektrum an Möglichkeiten eröffnet. Optionsscheine bieten nicht nur die Möglichkeit, auf steigende oder fallende Kurse zu spekulieren, sondern auch auf eine steigende oder abnehmende Volatilität innerhalb einer bestimmten Zeitspanne.
Spekulative Motive dürften bei der Optionsscheinanlage bei weitem dominieren. Von Privatanlegern werden Optionsscheine insbesondere wegen ihrer Hebelwirkung als Spekulationsinstrument genutzt, denn bei begrenztem Kapitaleinsatz kann der Investor überproportional an einer positiven Entwicklung des Underlyings partizipieren.
Hierbei ist der Käufer eines Optionsscheines in aller Regel weniger an der Ausübung des Optionsrechtes interessiert, sondern möchte vielmehr den Optionsschein noch während seiner Laufzeit zu einem höheren Preis weiterveräußern und dadurch einen Gewinn erzielen.
Da die Laufzeit des Optionsscheins begrenzt ist, ist für den Spekulanten das Timing von essentieller Bedeutung. Denn wenn die prognostizierte Kursbewegung erst nach Ablauf der Optionsfrist eintreten sollte, käme dies für den Optionsschein-Anleger zu spät und könnte bis zum Totalverlust seines Einsatzes führen.
Absicherung
Derivative Finanzinstrumente entstanden aus dem Bedarf heraus nach Absicherung gegen verschiedene Marktrisiken. Entsprechend entfällt auf die Absicherung (Hedging) auch heute noch ein großer Teil des in Derivaten gehandelten Volumens. Mit Put-Optionsscheinen können einzelne Positionen oder ganze Portfolios wirkungsvoll gegen Kursverluste geschützt werden.
Beim Hedging wird zu einer vorhandenen Kassaposition (z. B. ein Aktienportfolio) eine entgegengesetzte Position in Put-Optionsscheinen aufgebaut, so dass bei einer unvorteilhaften Kursentwicklung Verluste aus der Kassaposition durch Gewinne aus den Optionsscheinen ausgeglichen werden.
Andererseits partizipiert der Anleger weiterhin unbegrenzt an einer vorteilhaften Kursentwicklung des Underlying. Tritt tatsächlich eine unvorteilhafte Kursentwicklung ein, so wird die Put-Option ausgeübt, wohingegen bei einer vorteilhaften Kursentwicklung der Optionsscheininhaber die Option verfallen lässt. Die Absicherungstechniken mit Optionen lassen sich in statische und dynamische Hedging-Strategien untergliedern.
Statisches Hedging
Ein statischer Hedge (Fixed Hedge) ist dadurch gekennzeichnet, dass die Anzahl der erforderlichen Put-Optionsscheine einmalig zum Hedge-Beginn berechnet wird und während der Hedge-Dauer konstant bleibt. Eine Anpassung an sich ändernde Marktgegebenheiten erfolgt nicht, da der Hedge von vorneherein im Verhältnis eins zu eins aufgebaut ist.
Die Anzahl der für einen statischen Hedge benötigten Optionsscheine ist abhängig von dem Optionsverhältnis und dem Umfang der abzusichernden Position. Die notwendige Anzahl errechnet sich nach folgender Formel:
Anzahl Puts = Menge Basiswerte * Optionsverhältnis
Ein statischer Hedge garantiert eine Absicherung lediglich bezogen auf den Zeitpunkt der Fälligkeit der Put-Option. Hingegen ist eine vollständige Absicherung während der Laufzeit des Hedges nicht gewährleistet.
Ein Anleger, der beispielsweise 100 Siemens Aktien besitzt, möchte die bisher erzielten Kursgewinne auf dem erreichten Niveau sichern, aber dennoch an weiter steigenden Kursen teilhaben. Durch den Kauf von Put-Optionsscheinen am Geld kann er diese Position absichern. Um ein Hedge im Verhältnis eins zu eins aufzubauen, benötigt er bei einem Optionsverhältnis von 5:1 500 Put-Optionsscheine.
Dynamisches Hedging
Während der statische Hedge eine Absicherung der Position lediglich bezogen auf den Fälligkeitstermin der Put-Option sicherstellt, zielt der dynamische Hedge darauf ab, eine solche Absicherung kontinuierlich zu jedem Zeitpunkt während der Laufzeit des Hedges zu gewährleisten.
Zu diesem Zwecke wird eine sogenannte delta-neutrale Position gebildet, über die sich die Put-Option und die abzusichernde Position exakt gegenseitig kompensieren. Da sich das Delta der Put-Option im Zeitablauf ändert, ist bei dieser Form der Absicherung eine kontinuierliche Anpassung des Hedges an sich verändernde Marktverhältnisse erforderlich, um die angestrebte Absicherung zu jedem Zeitpunkt sicherzustellen.
Das betragsmäßige Delta einer Put-Option liegt typischerweise deutlich unter 1, so dass der dynamische Hedge eine höhere Anzahl von Put-Optionen erfordert als der statische Hedge. Das Verhältnis des erforderlichen Hedgeumfangs zwischen dynamischem Hedge und statischem Hedge bringt die Hedge-Ratio zum Ausdruck.
Strebt der Anleger aus dem vorangegangenen Beispiel einen dynamischen (delta-neutralen) Hedge an und beträgt das Delta des Put-Optionsscheins -0,54, dann sind in diesem Fall 926 Put-Optionsscheine erforderlich und damit deutlich mehr als im Falle des statischen Hedges. Diese Anzahl von Put-Optionsscheinen muss allerdings im Zeitablauf kontinuierlich an Änderungen des Deltas des Optionsscheins angepasst werden.
Arbitrage
Neben der Spekulation und der Absicherung stellt die Arbitrage einen weiteren wesentlichen Aspekt beim Einsatz von Derivaten dar.
Die Idee der Arbitrage beruht auf der risikolosen Gewinnerzielung durch das Ausnutzen von Fehlbewertungen bzw. das Ausnutzen von Preisunterschieden an verschiedenen Märkten.
Der Arbitrageprozess erfolgt solange, bis sich die Preisunterschiede soweit ausgeglichen haben, dass unter Berücksichtigung der Transaktionskosten kein ausreichender Gewinn mehr für den Arbitrageur entsteht. Arbitrageure sind für die Preisfindung an den Märkten eine besonders wichtige Gruppe.
Vergleicht man beispielsweise den direkten Kauf einer Aktie an der Börse mit dem indirekten Kauf der gleichen Aktie über den Optionsschein, so ist der indirekte Kauf immer um das Aufgeld des Optionsscheins teurer. Würde der Optionsschein mit einem Abgeld notieren, sprich unterbewertet sein, dann könnte der Inhaber durch die sofortige Ausübung (bei amerikanischen Optionsscheinen) des Optionsscheins und anschließenden Verkauf der Aktie an der Börse, einen risikolosen Gewinn in der Höhe des Abgeldes erzielen.
Bei der Cash and Carry Arbitrage nutzen die Arbitrageure die Ungleichgewichte in der Bewertung des zugrundeliegenden Basiswertes (z. B. einer Aktie) und dem korrespondierenden Optionsschein, in dem sie wiederum die überbewertete Position verkaufen und die unterbewertete kaufen. Diese so aufgebaute gegenläufige Position wird jedoch bis zum Verfalltermin des Optionsscheines gehalten.
Diese Art der Arbitrage wird im folgenden exemplarisch anhand des Heidelberger Zement-Optionsscheins detailliert dargestellt. Der langfristig orientierte Anleger konnte im Februar 1997 durch den Verkauf der Aktie und den Kauf des Optionsscheins Heidelberger Zement 95/00 (WKN 604705) auf Sicht von 3,5 Jahren einen nahezu risikolosen Gewinn in Höhe von 4,3 % des seinerzeitigen Aktienkurses realisieren.
Der Arbitragegewinn reflektiert den Umstand, dass der Optionsschein so stark unterbewertet war, dass er noch nicht einmal vollständig die Cost of Carry widerspiegelt.
Eine einfache Möglichkeit, um festzustellen, ob ein Optionsschein günstig genug bewertet ist, um eine Arbitragemöglichkeit zu eröffnen, besteht in der Ermittlung des Arbitrage Value. Der Arbitrage Value setzt sich aus dem inneren Wert des Optionsscheins und dem zinsinduzierten Teil des Zeitwertes zusammen.
Technisch gesehen bringt der Arbitrage Value zum Ausdruck, zu wieviel Prozent der Preis des Optionsscheins – bei Unterstellung einer Volatilität von Null – allein durch seinen inneren Wert und die Cost of Carry abgedeckt ist. Bei einem Arbitrage Value von größer als 100 % wäre somit Arbitrage möglich (Transaktionskosten bleiben unberücksichtigt).