Range-Warrants bieten dem Anleger die Möglichkeit, auch in stagnierenden Märkten Geld zu verdienen.
An die Stelle des für herkömmliche Optionsscheine typischen Zeitwertverlustes tritt bei den Range-Warrants ein Zeitwertgewinn, da der Anleger mit diesem Instrument auf eine Seitwärtsbewegung der Kurse setzt.
Range-Warrants eignen sich insofern besonders für eine Spekulation auf das zukünftige Volatilitätsniveau, da sie es dem Investor ermöglichen eine Short-Position in der Volatilität einzunehmen.
Ursprünglich berechtigten Range-Warrants immer dann zu einer Auszahlung, wenn der Kurs des zugrundeliegenden Basiswertes am Fälligkeitstermin innerhalb der in den Optionsscheinbedingungen festgelegten Bandbreite notierte. Diese Range-Warrants (Simplex-Korridor-Optionsscheine) können als Kombination aus einem Digital-Call (mit niedrigem Basispreis) und einem Digital-Put (mit dem höheren Basispreis) dargestellt werden.
Inzwischen existieren jedoch vielfältige weitergehende Ausgestaltungsarten. Range-Warrants sind am deutschen Optionsscheinmarkt unter phantasievollen Namen wie Hamster, E.A.R.N, Day Count-Range oder Simplex-Korridor bekannt.
Das Preisverhalten eines Range-Optionsscheins wird durch die beiden Parameter Forward (Terminkurs) und Volatilität determiniert. Um die Forwards herum lässt sich ein Intervall legen, dessen Breite von der Volatilität des Basiswertes und von der Länge der Restlaufzeit abhängig ist.
Vereinfacht könnte man sagen, dass der Wert des Optionsscheins dem prozentualen Anteil entspricht, zu dem sich diese so konstruierte „Wahrscheinlichkeitsmenge“ innerhalb der Range befindet.
Die günstigste Entwicklung für einen Investor ergibt sich somit, wenn bei abnehmender Volatilität die Wahrscheinlichkeitsmenge über die gesamte Laufzeit innerhalb der vorgegebenen Range verbleibt. Somit sind Range-Warrants in ruhigen Marktphasen eine sinnvolle Anlagealternative, wobei die Range nicht zu eng bemessen sein sollte, auch wenn dies etwas teurer bezahlt werden muss.
Grundsätzlich lassen sich Range-Warrants (Bandbreiten-Optionsscheine) in zwei grundlegende Erscheinungsformen untergliedern:
- Ansammelnde Range-Warrants
- Range-Warrants mit festem Rückzahlungsbetrag und Knock-Out Option.
Inhaltsverzeichnis
Ansammelnde Range-Warrants
Mit dieser Art der Range-Warrants erwirbt der Anleger das Recht auf die Zahlung eines vorab festgelegten Geldbetrages pro Kalendertag, an dem der Kurs des Basiswertes innerhalb der festgelegten Bandbreite notiert. Die Auszahlung des während der Laufzeit angesammelten Betrages erfolgt am Laufzeitende.
Diese Range-Warrants können als eine Serie von One-Touch-Digital-Optionen angesehen werden. Der Range-Warrant Inhaber ist somit pro Tag der Laufzeit in einer Digital-Option mit dem Basispreis in Höhe der Untergrenze long und in einer Digital-Option mit dem Basispreis in Höhe der Obergrenze short.
Bei einem einjährigen Range-Warrant hat der Optionsscheininhaber damit ein Portfolio bestehend aus 365 einzelnen Bandbreiten-Optionsscheinen mit Laufzeiten von einem bis 365 Tagen. Der Wert des Range-Warrant entspricht der Summe der Einzelwerte dieser Bandbreiten-Optionsscheine.
Die ansammelnden Bandbreiten-Optionsscheine lassen sich danach unterscheiden, welche Konsequenzen bei Verlassen der Bandbreite eintreten.
Einseitige Range-Warrants
Bei den einseitigen Range-Warrants (Hamster, Day Count-Range und E.A.R.N.) bleibt der einmal in der Range angesammelte Betrag erhalten, auch wenn der Basiswert die Bandbreite verlässt. In dieser Version hat also der Anleger die einmal gutgeschriebenen Beträge sicher.
Eine Novität in diesem Bereich stellt der kürzlich emittierte ART-Warrant (ART = Accruing in a Range relative to Time) auf den Libor dar. Der Anleger bekommt hierbei nicht erst die angesammelten Beträge am Ende der Laufzeit ausgezahlt; vielmehr erhält er bei diesem Range-Warrant in vierteljährlichen Abständen die bis dahin aufgelaufenen Beträge ausgezahlt.
Zweiseitige Range-Warrants
Bei den zweiseitigen Bandbreiten-Optionsscheinen wird hingegen beim Verlassen der Bandbreite für jeden Tag, den der Basiswert außerhalb der Bandbreite notiert, ein Betrag in gleicher Höhe von der bis dahin angesammelten Gutschrift abgezogen . Die zweiseitige Version des Range-Warrants ist damit die riskantere.
Range-Warrants mit festem Rückzahlungsbetrag und Knock-Out Option
Bei dieser Art der Range-Warrants erhält der Anleger zum Laufzeitende vom Emittenten einen vorab festgelegten Geldbetrag ausgezahlt, sofern der Kurs des Basiswertes während der gesamten Laufzeit die Range nicht verlassen hat.
Bei einmaligem Überschreiten der oberen oder unteren Grenze erlischt das Optionsrecht (Knock-Out), und der Optionsschein verfällt wertlos. Da die Möglichkeit besteht, sowohl die untere als auch die obere Grenze zu überschreiten, wird diese Range-Warrant Art auch als Double Lock-Out Warrant bezeichnet.
Optionsscheine mit mehreren Bandbreiten
Bei diesem Typus von Range-Warrants handelt es sich um Optionsscheine, die auf mehreren ineinander verschachtelten Bandbreiten basieren.
Der Onion-Warrant beinhaltet zwei ineinander verschachtelte Bandbreiten mit entsprechenden Knock-Out-Optionen. Bleibt der Kurs des Underlying während der gesamten Laufzeit in der inneren Range, erhält der Inhaber einen bestimmten Betrag ausbezahlt. Verlässt der Kurs des Underlying diese innere Range, wird er von einer äußeren Range, die breiter gefasst ist, aufgefangen.
Bei Verbleib des Underlying in dieser Range erhält der Anleger einen geringeren Betrag ausbezahlt. Verlässt der Basiswert auch die äußere Range, dann verfällt der Onion-Warrant wertlos.
Dem Onion-Warrant setzt der Trinity-Double-Lock-Out Warrant noch eine Range drauf. Somit handelt es sich um einen Optionsschein, der auf drei Bandbreiten basiert.
Optionsscheine mit mehreren Basiswerten
Bei den Quattro-Optionsscheinen beziehen sich die Bandbreiten im Gegensatz zum Onion- oder zum Trinity Warrant nicht auf ein und dasselbe Underlying, sondern auf vier verschiedene Basiswerte (Indizes, Währungen oder Zinssätze).
Bewegen sich beim Quattro alle Basiswerte während der gesamten Laufzeit innerhalb ihrer Range, wird dem Anleger maximal das Achtfache eines vorab festgelegten Betrages ausgezahlt. Verlässt ein Basiswert seine Range, verfällt dieser Teil des Range-Warrant wertlos, die anderen Optionsrechte bleiben hiervon unberührt.
Average-Optionsscheine
Als Asiatische Optionen oder Average-Rate-Optionen werden Warrants bezeichnet, deren Auszahlungsbetrag am Verfalltag nicht durch den Kurs des Basiswertes (wie bei Standard-Warrants), sondern durch einen Durchschnittskurs bestimmt wird.
Der Inhaber einer Average-Rate-Option erhält bei Fälligkeit den Differenzbetrag zwischen dem über die Laufzeit gebildeten Durchschnittskurs und dem Basispreis (sofern der tatsächliche Durchschnittskurs über den in den Optionsbedingungen festgelegten Basispreis liegen sollte) ausgezahlt.
Eine angelehnte Variante stellt die Average-Strike-Option dar. Bei dieser wird ebenfalls aus den Kursen des Basiswertes über die Laufzeit hinweg ein Durchschnittskurs gebildet, der dann allerdings als Basispreis dient.
Der Durchschnittskurs kann auf verschiedene Weise ermittelt werden:
- Die Ermittlung kann basierend auf Quartals-, Monats-, Wochen- oder Tageskursen erfolgen.
- Die Durchschnittsbildung kann über die gesamte Optionslaufzeit oder über eine Teilperiode erfolgen.
- Die Durchschnittsbildung kann als geometrisches oder arithmetisches Mittel erfolgen.
Mit den Average-Rate-Warrants wird das Risiko eines Totalverlustes durch einen Kursrutsch gegen Ende der Optionslaufzeit, wie es bei z. B. Plain-Vanilla-Calls besteht, deutlich reduziert.
Average-Rate-Warrants sind wesentlich günstiger als Plain-Vanilla-Warrants aufgrund der geringeren Volatilität von Durchschnitten gegenüber Einzelkursen. Dies reduziert das Optionsrisiko und somit den Zeitwert des Optionsscheins.