Der Reiz, den Anlageinstrumente wie Optionsscheine auf den Investor ausüben, besteht im wesentlichen darin, dass der Anleger nur ein auf den anfänglichen Kapitaleinsatz beschränktes Risiko eingeht, jedoch die Chance erhält, an der Kursentwicklung des Basiswertes überproportional zu partizipieren. Dieses Phänomen wird mit dem Begriff Hebel bezeichnet.
Es ist zumeist genau dieser Hebel, um dessen Willen Investoren Optionsscheine erwerben. Hierbei sind begrifflich zwei Arten des Hebels – englisch Gearing und Leverage – zu unterscheiden.
Gearing
Das Gearing bezeichnet das Verhältnis vom Kurs des Basiswertes zum Optionsscheinpreis unter Berücksichtigung des Optionsverhältnisses. Das Gearing zeigt also an, wie viele Optionscheine – bereinigt um das Optionsverhältnis – der Investor für den Preis des Basiswertes erwerben kann. Es ist somit eine Messzahl für den Kapitaleinsatz.
In dieser Interpretation stellt der Hebel sicherlich kein sehr erhellendes Konzept dar – sollte doch der Hebel eigentlich darüber Auskunft geben, um wieviel Prozent der Preis eines Optionsscheines steigt, wenn der Preis des Basiswertes um ein Prozent steigt. Diese Vorstellung des Hebels wird im Englischen mit Leverage bezeichnet.
Leverage
Als Leverage wird der tatsächliche Hebel des Optionsscheines bezeichnet. Er wird wie folgt errechnet:
Leverage = Delta * Gearing
Der Leverage zeigt an, um wieviel Prozent der Preis eines Calls theoretisch steigen (fallen) sollte, wenn der Kurs des Basiswertes um ein Prozent steigt (fällt). Dieser so ermittelte Hebel trägt dem Umstand Rechnung, dass der Optionsschein bei steigenden (fallenden) Notierungen des Basiswertes zunächst einmal Aufgeld abbaut (aufbaut).
Der Leverage ist stets kleiner als das Gearing. Dieser Unterschied ist um so höher, je weiter die Option aus dem Geld ist. Aufgrund des Delta-Effektes ist die absolute Veränderung des Optionsscheinpreises immer kleiner als die Veränderung des Kurses des Basiswertes; jedoch ist aufgrund des Gearings die prozentuale Veränderung des Optionsscheinpreises größer als die entsprechende prozentuale Veränderung des Basiswertes.
Eine Änderung des Kurses des Basiswertes um 1 Prozent verursacht eine Änderung des Optionspreises von stets mehr als 1 Prozent. Die Leverage Interpretation des Hebelpotentials eines Optionsscheines ist die einzig sinnvolle. Deshalb wird der Begriff Hebel eines Optionsscheines meist im Sinne von Leverage gebraucht.