Im Unterschied zu den herkömmlichen Optionsscheinen zeichnen sich die Power-Warrants dadurch aus, dass der Optionsscheininhaber zum Fälligkeitszeitpunkt als Auszahlungsbetrag den quadrierten inneren Wert des Optionsscheines erhält. Die Höhe der Auszahlung ist hierbei in der Regel auf einen bestimmten Höchstbetrag den sogenannten „Cap“ begrenzt:
- Power-Call = min (Cap; max [0; Kurs des Basiswertes am Verfalltag – Basispreis]2)
- Power-Put = min (Cap; max [0; Basispreis – Kurs des Basiswertes am Verfalltag]2)
Auf den ersten Blick erweckt der Power-Warrant den Eindruck einer besonders aggressiven Optionsscheinvariante. Diese Einschätzung trifft jedoch nur bedingt zu. Tatsächlich handelt es sich bei dem Power-Warrant um eine ausgesprochen vielschichtige Optionsscheinvariante, deren Risikoprofil sich zudem im Zeitablauf ändert. Dies soll im folgenden anhand der beiden wesentlichen Performancekomponenten eines Optionsscheines, nämlich Hebel und Zeitwert, veranschaulicht werden.
Der Hebel eines Power-Warrants liegt tendenziell unter dem Hebel eines vergleichbaren traditionellen Optionsscheins. Diese Konstellation verkehrt sich mit abnehmender Restlaufzeit allerdings langsam ins Gegenteil, denn mit nahendem Laufzeitende nimmt der Hebel des Power-Warrants kontinuierlich zu. Gegen Ende seiner Laufzeit entfaltet der Power-Optionsschein dann explosionsartig seinen Hebel.
Hieran wird deutlich, dass der Power-Warrant seine eigentliche Hebeldynamik erst zum Laufzeitende ausspielt und während der überwiegenden Optionslaufzeit eher eine defensive Variante darstellt. Auch mit Blick auf den Zeitwertverlust besitzt der Power-Warrant ein unerwartetes Profil. Denn im Vergleich zu herkömmlichen Optionsscheinen unterliegen Power-Warrants in der Regel einem deutlich niedrigeren Zeitwertverlust.
In bestimmten Konstellationen weisen Power-Warrants überhaupt keinen Zeitwertverlust auf, sondern produzieren umgekehrt sogar für den Investor einen kontinuierlichen Zeitwertgewinn. Dies trifft für tief im Geld notierende Power-Warrants zu, die dann aufgrund ihres Caps und der damit verbundenen Europäischen Ausübungsform mit einem Abgeld notieren. In einer solchen Situation stellt der Power-Warrant ein vergleichsweise defensives Instrument dar, das den für Optionsscheine neuralgischen Zeitwertverlust außer Kraft setzt.
Diese Vorteile des Power-Warrant sind insoweit zu relativieren, als die maximal erreichbare Performance infolge des Caps begrenzt ist. Dieser Umstand würde sich nachteilig auswirken, wenn das Underlying eine rasante Aufwärtsbewegung vollzieht.
Der Vorteil des Power-Warrant liegt für den Anleger insbesondere darin, dass er den Break-Even seines Investments früher als mit einem normalen Warrant erreicht. Allerdings kann beim Power-Warrant infolge seiner Ausstattung als europäische Option der innere Wert erst bei Fälligkeit realisiert werden.
Power-Warrants sind inzwischen ein fest etabliertes Segment im deutschen Optionsscheinmarkt geworden. Unter den vielen verschiedenen Optionsscheinen stellen sie eine Variante dar, die dem Investor ein überaus attraktives Chance-Risiko-Profil bietet. Wie im Grunde alle Optionsscheine, so unterliegen auch Power-Warrants dem Risiko eines Totalverlustes, wie er immer einzutreten droht, wenn der Anleger die Marktentwicklung falsch eingeschätzt hat.
Im Unterschied zu konventionellen Warrants setzen Power-Warrants jedoch den Investor einem deutlich niedrigeren Zeitwertverlust aus und eliminieren damit weitgehend eine der typischen Ursachen für Enttäuschungen im Optionsscheinmarkt.